Beginnjahr 2013 Abschlussjahr 2016

Institutionen

durchführende Institutionen übergeordnete Institutionen finanzierende Institutionen

Personen

ProjektleiterInnen+Ansprechpersonen
Ländercode Österreich Sprachcode Deutsch
Schlagwörter DeutschLehrer/innenausbildung, Werthaltung, Wertesystem, Kompetenzmodelle
Schlagwörter Englischmodels for competences, teacher initial training, attitudes for values, value system
Abstrakt

Der professionellen Ausbildung von Lehrpersonen wird besonders in den letzten Jahren vermerkt Aufmerksamkeit geschenkt. Verschiedene Autor/innen haben Kompetenzmodelle und Standards entwickelt (z.B. Thenort 2006; Krauss et al. 2004; Blömeke, Felbrich & Müller 2008; Oser 1997, 2010), die eine Grundlage für die Professionalität dieses Berufsstands bilden sollen. In diesen Kompetenzmodellen stellt die Werthaltung (Ethos) der Lehrperson eine wichtige Facette neben Wissen und Können dar, wobei es sich wie Baumert und Kunter (2006, S. 497) deutlich feststellen um zwei „kategorial getrennte Kompetenzfacetten“ handelt. Professionalität bedeutet, dass sich diese beiden Ebenen, das Wissen und Können (Handwerk) und die Werthaltung (Gesinnung) zu einer Einheit fügen müssen (Thenort 2006, S. 590). Als Resultat steht das auf Wissen basierende eigene Urteilen, Entscheiden und Handeln in Übereinstimmung mit dem persönlichen Wertesystem (vgl. Shulman 2005, S. 52). Werte und Werthaltungen determinieren meistens unbewusst die Tätigkeit einer Lehrperson, von der Auswahl der Unterrichtsinhalte und -methoden über die Beurteilungspraxis bis zum Umgang mit den Schüler/-innen und Eltern (vgl. z.B. Willemse, Lunenberg & Korthagen 2005). Einen wertfreien Unterricht gibt es nicht, sodass viele Autor/-innen vom Unterrichten als einem ethischen Unterfangen per se sprechen (vgl. z.B. Oser, Dick & Patry 1992; Campbell 2003; Patry 2002; Hansen 1998; Kesselring 2011). Obwohl Werte und Werthaltungen wichtige Kompetenzfacetten im Lehrer/innenberuf darstellen, ist die Forschungslage im deutschsprachigen Bereich dazu äußerst dürftig (vgl. etwa Weinberger 2011, Weinberger & Gastager 2012). Baumert und Kunter (2006, S. 498) konstatieren: „Es ist bis heute unklar, welche Auswirkungen spezifische Wertpräferenzen für das professionelle Handeln von Lehrkräften tatsächlich haben und inwieweit diese Präferenzen im Zusammenhang mit den institutionellen Selektionsregeln des Systems stehen.“ Auf der Grundlage dieser Befunde lautet die zentrale Forschungsfrage für diese Untersuchung, wie sich bevorzugte Werte bei Lehramtsstudierenden auf ihr unterrichtliches Handeln auswirken. Es handelt sich demnach um eine deskriptive Untersuchung von Werten bei einer bestimmten Berufsgruppe. Davon abzugrenzen ist die Fragestellung, welche Werte und Werteinstellungen angehende Lehrpersonen haben sollten. Diese Fragestellung wird in der konkreten Untersuchung nicht thematisiert.

Methode

Die Fragestellungen werden in erster Linie auf der Basis eines qualitativ-interpretativen Ansatzes mittels einer Fallanalyse untersucht. Geplant ist die Untersuchung mit ca. 20 Personen (10 männlich, 10 weiblich) aus zwei unterschiedlichen Institutionen. Zur Untersuchung der Fragestellungen verwenden wir drei Instrumente: Das erste Instrument „The Wall“ dient zur Untersuchung der ersten und vierten Fragestellung. Das zweite Instrument „Videoclips“ dient zur Untersuchung der zweiten, dritten und vierten Fragestellung. Im Zentrum steht die individuelle Praxis der/des Lehramtsstudierenden, die per Video aufgezeichnet wird. In diesen videografierten Aufzeichnungen identifizieren die Lehramtsstudierenden sofort im Anschluss an ihren Unterricht jene Situationen, in denen sie Entscheidungsschwierigkeiten hatten („bumpy moments“).

Die Auswertung für die zweite, dritte und vierte Fragestellung erfolgt inhaltsanalytisch auf der Grundlage der Produkte der Lehramtsstudierenden (The Wall, vollständige Transkriptionen der Interviews auf der Basis der Videoclips). Für die Analyse der dritten und vierten Fragestellung werden zusätzlich so genannte Domänenkarten konstruiert, die eine Visualisierung des Aktivierungssystems der kognitiv-affektiven Faktoren einer/s Lehramtsstudierenden im Kontext einer spezifischen wert-relevanten Situation in einem bestimmten Tätigkeitsbereich mit ihren kennzeichnenden Situationsmerkmalen darstellt.

Ergebnisse

Erste Resultate zeigen eine große Heterogenität bei den Werten und den Wertdefinitionen. Lehramtsstudierende halten besonders moralische Werte wie Vertrauen, Respekt, Gerechtigkeit und Toleranz als wichtig und ziehen sie nach ihrer Einschätzung den pragmatischen und funktionalen Werten wie Disziplin oder Sauberkeit vor. Deutlich betonen die Studierenden die Wichtigkeit, dass die vertretenen Werte auch die eigenen Werte der Lehrperson sein sollten, indem sie etwa die Vorbildwirkung bei der Implementation der Werte in den Unterricht bekräftigen. Die technischen Werte wie etwa fachliche Kompetenz spielen kaum eine Rolle bei den Studierenden. Lehramtsstudierenden fällt es zum Teil schwer, Werte oder deren Umsetzung in konkrete Handlungen zu beschreiben. Bei Wertdefinitionen werden Definiens und Definiendum synonym verwendet und Handlungsbeschreibungen erfolgen auf einem allgemeinen Niveau. Eine Veröffentlichung der Zwischenergebnisse erfolgte in dem Buch „Heterogenität in pädagogischen Handlungsfeldern: Perspektiven, Befunde, konzeptionelle Ansätze“ von Daniéle Hollick, Marinanne Neißl, Martin Kramer und Johannes Reitinger (2014).

Publikationen (+ link zum OBV)
  • Gastager, A. (2014). The Wall of Values in a Reflective Practicum of Preservice Teachers. Poster at the 4th SIG 13 Symposium of the EARLI, 25-28th of June 2014 in Verona, Italy.
  • Korthagen, F.A.J. (2001). Linking practice and theory: the pedagogy of realistic teacher education. Mahwah, NJ: Lawrence Erlbaum.
  • Oser, F. und Althof, W. (2001). Moralische Selbstbestimmung. Modelle der Entwicklung und Erziehung im Wertebereich. Stuttgart: Klett-Cotta.
  • Weinberger, A. (2014). Diskussion moralischer Fallgeschichten zur Verbindung moralischer und epistemischer Ziele. Beiträge zur Lehrerinnen- und Lehrerbildung, 1, 60-72.
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