Beginnjahr 2002 | Abschlussjahr 2004 |
Institutionendurchführende Institutionen
PersonenProjektleiterInnen+Ansprechpersonen MitarbeiterInnen |
Ländercode Österreich | Sprachcode Deutsch | |
Abstrakt | Erkundungsstudie zu sozialstruktureller Benachteiligung und deren Auswirkung auf schulische bzw. gesellschaftliche Integration. Mit der Studie soll die Perspektive der Kinder (vorerst Eingrenzung auf Kinder türkischer Herkunft) in den Mittelpunkt gerückt werden, wobei deren Lebensbereiche nach ihrem Beitrag zum Wohlbefinden untersucht werden. Darüber hinaus soll die Studie dazu beitragen, den aktuellen kindheitsbezogenen Handlungsbedarf in der Schule, zu Hause und im nachbarschaftlichen Umfeld zu erkennen. Bereiche: Schule als Lebenswelt; das Zuhause der Kinder; Kontakte zum Herkunftsland. Hypothesen: - Der schulische Erfolg der Kinder nichtdeutscher Muttersprache ist in erser Linie von Integration abhängig - Mangelnde Integration in der Schule ist familiär bedingt - Deutschkenntnisse fördern die Integration - Segregation ist durch fehlende Begegnung verursacht. Qualitative Interviews (Schüler/innen, Lehrer/innen, Eltern); Soziometrische Erhebungen, Aufsatzthemen über Familie und Freizeit; standardisierte Befragung ("Eurobarometer"; allgemeiner und spezieller Kinderfragebogen aus der Untersuchung "Kindliche Lebenswelten" von L. Wilk/J. Bacher 1994); Sprachstandserhebung der Schüler/innen. Betreffend Integration sind folgende Ergebnisse anzuführen: 1. Kinder und Jugendliche nichtdeutscher Muttersprache sind in ihren Schulklassen integriert. Die Integrationsbereitschaft auf der Seite der österreichischen Schülerinnen und Schüler ist von mittlerer Stärke und somit durchaus zufrieden stellend. Dem islamischen Glauben anzugehören ist kein Nachteil für die Integration. 2. Erfolgreiche Integration in die Schulklasse ist u.a. vom prozentuellen Anteil der Kinder und Jugendlichen nichtdeutscher Muttersprache abhängig. Ein geringer Prozentsatz unter 17% lässt nur eine schwache Integration erwarten. Ein mittlerer Prozentsatz, der um 25% streut, bewirkt eine mittlere Integration und erst ab einem Drittelanteil bis zur Hälfte der Klassenschülerzahl ist mit einem guten integrativen Ergebnis zu rechnen. 3. Die Dauer des Beisammenseins hat ihre Auswirkungen auf schulische Integration. Dies zeigt sich grundsätzlich im Österreichaufenthalt sowie in der Dauer der Klassenzugehörigkeit schulischen Beisammenseins. Dies heißt, dass Integration Zeit braucht. Häufige länger dauernde Unterbrechungen wirken der Integration entgegen. 4. Begegnung und Integration stehen in einem Interdependenz-Verhältnis, da häufiges Beisammensein Integration fördert und umgekehrt Integration wiederum die soziale Teilnahme (Beispiel des Mitspielenlassens) sowie den sozialen Zusammenhalt fördert. 5. Die Schichtzugehörigkeit hat insofern integrative Auswirkungen, da die Bevorzugung, in die eigene Schicht hinein zu wählen, grundsätzlich gegeben ist. 6. Die traditionelle Familienform der Kernfamilie mit zwei Kindern wirkt sich günstig auf schulische Integration aus, wie auch das Zeithaben der Eltern für ihre Kinder. 7. Determinanten des Wohnens und der Wohnumgebung für schulische Integration konnten nicht festgestellt werden. 8. Deutschkenntnisse wirken sich günstig auf Integration aus. 9. Ebenso besteht die Möglichkeit, sich über Begabung und Tüchtigkeit zu integrieren. 10. Von den subjektiven Faktoren wirkt sich Einsamkeit beeinträchtigend auf Integration aus. 11. Der Einfluss der „Freude am Schulbesuch“, die positiv mit dem schulischen Wohlbefinden korreliert, auf die schulische Integration konnte nur für die Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Muttersprache festgestellt werden. Betreffend eventuelle soziostrukturelle Benachteiligung geben nachstehende Ergebnisse Auskunft: 12. Die Mehrkind-Familie ist signifikant häufiger, nämlich um 16,5%, bei Migrantenfamilien festzustellen, wobei auch die biologische Elternschaft deutlicher ausgeprägt ist. 13. Kinder in Familien nichtdeutscher Muttersprache leben signifikant häufiger mit ihren Vätern zusammen. | |
Methode | 20. Bezüglich Freizeitverhalten ist festzustellen, dass sich lediglich beim Besitz eines Fernsehgerätes, eines Radios, eines CD-Players und eines Walkmans signifikante Unterschiede zwischen österreichischen und ausländischen Kindern ergeben. Österreichische Kinder geben signifikant stärker an, diese Geräte zu besitzen. Bei allen anderen elektronischen Geräten können in der vorliegenden Stichprobe keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Zur Frage nach den Fernsehzeiten ist zu erwähnen, dass immerhin jedes fünfte Kind (20,7%) der Stichprobe unter der Woche mehr als drei Stunden vor dem Fernseher sitzt, knapp weniger als ein Drittel (29,6 %) sehen zwei Stunden fern, nur 7,3 % geben an, gar nicht fernzusehen. Am Wochenende ist es rund ein Drittel der Befragten (31,6%), das mehr als drei Stunden fernsieht. 31,7 % spielen öfter als dreimal pro Woche mit Computerspielen. Erwähnenswert scheint dabei der Umstand, dass ausländische Kinder unter der Woche signifikant länger fernsehen als inländische Kinder.-Rund 1/5 der Befragten bekommt privaten Nachhilfeunterricht. Für diese Art von Nachhilfe gibt es keine kulturellen Unterschiede. Den schulischen Förderunterricht besuchen signifikant häufiger Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Muttersprache. 21. Österreichische Kinder geben signifikant stärker an, zu faulenzen, mit ihrer Familie gemeinsam etwas zu unternehmen, mit ihren Haustieren zu spielen, mit dem Rad zu fahren, und alleine zu spielen. Dafür gehen ausländische Kinder öfter in die Kirche bzw. Moschee. | |
Ergebnisse | 22. Bezüglich der zeitlichen Belastung der Befragten ist bemerkenswert, dass die Ergebnisse eigentlich der öffentlichen Diskussion um die Belastung der Schülerinnen und Schüler widersprechen, da mehr als die Hälfte (53,1 %) angibt, für ihre Lieblingsbeschäftigungen meistens genug Zeit zu haben. 37,2 % der Probanden/innen finden sogar immer genug Zeit für ihre Hobbys. Das bedeutet, dass mehr als 90 % der Kinder kein Problem haben, zeitlich die Beschäftigung mit ihren Hobbys organisieren zu können. Hierbei sind keine signifikanten Ergebnisse zwischen österreichischen und ausländischen Kindern festzustellen. 23. Bezüglich der schulischen Belastungen der Befragten werden in Hinblick auf Disziplinierungspraktiken seitens der Lehrer/innen inländische und ausländische Kinder gleich behandelt.-25. In Bezug auf das häusliche Wohlbefinden fühlen sich Kinder nichtdeutscher Muttersprache gleich wohl wie österreichische Schüler/innen. Das Wohlbefinden ist hoch und liegt auf der verwendeten fünfteiligen Skala zwischen gut und sehr gut. Eine Aufteilung nach Sprachen ergibt jedoch ein differenzierteres Bild: Ein besseres Wohlbefinden als österreichische Schüler/innen weisen signifikant Kinder aus kroatischen Familien auf. Weniger gut ergeht es mit Abstand den chinesischen Kindern (signifikant am 5% Niveau) sowie den Kindern aus türkischen Familien. 26. Das Wohlfühlen in der Familie hängt von der mütterlichen Interaktion während der Woche und vom väterlichen Zeitbudget am Wochenende ab. Unbedeutend ist die Möglichkeit, Freunde einladen zu können. 27. Kinder nichtdeutscher Muttersprache gehen lieber in die Schule als ihre österreichischen Mitschüler/innen. 28. Eine Minderung des schulischen Wohlbefindens durch Schulangst ist ersichtlich. | |
Erhebungstechniken und Auswahlverfahren | 14. Bezüglich Schichtzugehörigkeit ist einerseits ein starker Überhang im Bereich der angelernten Arbeiter und Hilfsarbeiter und andererseits die geringe Repräsentanz im mittleren Management und das komplette Fehlen in der Position eines leitenden Angestellten zu verzeichnen.- 15. Unterschiede in der Wohnqualität sind durch das häufigere Fehlen eines Einzelzimmers bei den Migrantenkindern gegeben. 16. Das Vorhandensein eines eigenen Kinderzimmers ist in erster Linie abhängig vom Umstand, ein Einzelkind zu sein, und in der weiteren Folge, in keiner stark verdichteten Wohnform wie „Personalhaus“ mit mehreren Stockwerken zu leben. 17. Die „Personalhäuser“ sind nach wie vor mit einem Überhang von ca. 18% die bevorzugten Hauptwohnplätze der Migrantenfamilien. 18. Ein sehr eingeschränkter Handlungsspielraum in der elterlichen Wohnung liegt nur bei 3,4% der Kinder der Gesamtstichprobe vor. Ein optimaler Handlungsspielraum gilt jedoch nicht für Kinder nichtdeutscher Muttersprache und auch nicht für die türkischen Schülerinnen und Schüler. Bei ihnen wird auch signifikant stärker von Eltern und ihnen gemeinsam entschieden, was Kinder im Fernsehen anschauen dürfen. 19. Ein großer Handlungsspielraum hängt von einem Kinderzimmer mit Garten ab, sofern man noch die Volksschule besucht und nicht den Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Muttersprache angehört. | |
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