Beginnjahr 2013 Abschlussjahr 2017

Institutionen

durchführende Institutionen

Personen

ProjektleiterInnen+Ansprechpersonen
Ländercode Sprachcode
Schlagwörter DeutschPotentialentfaltung, Resonanz, Sozialisation
Schlagwörter EnglischPotential Evolvement, Resonance, Socialization
Abstrakt

Mit dem Streben der Menschen nach Glück haben sich bereits die alten Philosophen in der griechischen Antike auseinandergesetzt. Im Kontext der aktuellen Bildungsdiskussion ist die Thematik aktueller denn je: Welche besondere Bedeutung hat Glücklichsein und Wohlbefinden für das Stattfinden und den Ablauf von Bildungsprozessen? - und - Inwiefern sind Bildung und Bildungsprozesse bedeutsam bzw. sogar eine Grundvoraussetzung zum Glücklichsein?

Sechsjährige warten üblicherweise ungeduldig und tatendurstig darauf, um endlich und mit "wehenden Fahnen" in die Schule zu kommen. Eine Hausübung - gleich am ersten Schultag - macht glücklich. Welche (schulischen) Bedingungen können dieser Euphorie angemessen Raum geben, sodass die Lust am Lernen, die Freude am Entdecken, die Begeisterung für das Erbringen von Leistung weiter erblühen können und die einzelnen Kinder - sich bildend - glücklich macht? Woraus speisen glückliche Lehrkräfte ihre Freude an der Unterrichtsarbeit mit Kindern und Jugendlichen? Wie ergeht es  Menschen, die nicht das Glück haben, an jenen Bildungsprozessen teilzuhaben, die sie sich wünschen? Wie viel Bildungsglück braucht (Welt)friede?

Fragen über Fragen - und die Liste ließe sich noch lange fortsetzten, die aus dem ganz besonderen Zusammenspiel von Bildung und Glück immer wieder neu und immer differenzierter entflammen - und in ihrem Kern die Menschheit doch bereits sehr lange beschäftigen: Welche "inneren" und "äußeren" Bedingungen sind erforderlich, damit das Streben nach Glück in einen Entwicklungsprozess eingebettet ist, in dem Denken, Fühlen und Handeln soweit in Einklang miteinander kommen, dass sowohl der betroffene Mensch selbst als auch die Gemeinschaft (Familie, Schule, Gemeinde, Land, Weltbevölkerung) in der er/ sie lebt daran reifen, ihr Glück nähren und ihre Potentiale zur Entfaltung bringen können? Und: Was kann und soll unser institutionelles Bildungswesen dazu beitragen - und wie?

International beschäftigen sich eine beträchtliche Anzahl renommierter Wissenschaftler/-innen mit der Glücksforschung (z.B. Bellebaum & Hettlage 2014, Bucher 2008 u. 2009, Comte-Sponville 2010, Csikszentmihalyi 2013, Fredrickson 2011, Fritz-Schubert 2008, Layard 2009, Lyubomirsky 2013, Mayring & Rath 2013, Seligman 2012, Watzlawick 1983 uva.). Die Thematik wird auch längst aus der Perspektive unterschiedlichster Wissenschaften aufgegriffen und diskutiert. Im institutionellen Bldungswesen ist der Fokus der Diskussion auf das Zusammenspiel von Glücklichsein und Wohlbefinden mit Lernen und natürlich mit Schulerfolg gerichtet (vgl. auch Burow 2011, Fritz-Schubert 2008, Hascher 2004 u. Hascher & Hagenauer 2011).

Hüther (2013) bezeichnet das menschliche Gehirn als "Sozialorgan". Er beschreibt auf faszinierende und hoffnungsvolle Weise, wie durch die entsprechende Nutzung des Gehirns, ein Leben lang (!) Veränderung und Entwicklung möglich sind. Aus Psychologie wird Biologie - das menschliche Gehirn stellt sich um. Damit die biologischen Gene zum Erblühen kommen können, sind entsprechende zwischenmenschliche Beziehungen und soziale Interaktionen erforderlich. Mit Hilfe der vor wenigen Jahren entdeckten Spielgelneurone lässt sich nun die enorme Bedeutung gemeinsamer Resonanz- und Begegnungsräume für sichere soziale Bindung, Entwicklung und Bildung neurobiologisch nachweisen (vgl. Bauer 2006 u. 2007).

In einem ersten Abschnitt des Projekts wurden Aspekte von Glück und Wohlbefinden in schulischen sowie außerschulischen Bildungsprozessen, überwiegend auf der Basis der Theorie des Wohlbefindens von Martin Seligman (2012) und im Kontext von Heterogenität, diskutiert (vgl. Baum 2014).
In einem weiteren Abschnitt wird nun der Fokus auf Studierende in ihren Bildungsprozessen gerichtet. Mittels qualitativer Befragung wird erhoben, welche Faktoren von Bildung und Glücklichsein wechselwirkend bzw. aufeinander bezogen und als subjektiv bedeutsam wahrgenommen werden. Parallel zur empirischen Erhebung wird der theoretische Diskurs weitergeführt.

 

 

Methode

Es geht hier um die zentrale Frage: "Welche Faktoren von Bildung und Glücklichsein werden wechselwirkend bzw. aufeinander bezogen und als subjektiv bedeutsam wahrgenommen?"
Zielgruppe der qualitativen Erhebung sind Studierende aus drei Studienrichtungen (Lehramt Volksschule, Sonderschule und Neue Mittelschule). Die Durchführung erfolgt in zwei Etappen. Eine erste Befragung, mit explorativem Charakter, erfolgte in Form von Gruppendiskussionen, differenziert nach Studienrichtungen. Es folgte eine zweite Befragung, in der Einzelinterviews (Leitfadeninterviews) durchgeführt wurden. Die Auswertung erfolgt mittels qualitativer Inhaltsanalyse, sowohl getrennt nach Studienrichtungen als auch in einer Gesamtzusammenschau.

 

 

Ergebnisse

Im ersten Abschnitt des Projekts ließ sich bereits ganz klar zeigen, dass Basiselemente konstruktiver formeller und informeller Lernprozesse ebenso als Elementarelemente in Theorien von Glück und Wohlbefinden enthalten sind (vgl. Fredrickson 2011, Lyubomirsky 2013, Seligman 2012). Ganz besonders zum Tragen kommen sie im institutionellen Bildungswesen in den vielfältigen Ausprägungen der sogenannten "offenen" Lernformen. D.h., in Lernsettings, in denen in Eigenverantwortung und mit entsprechendem Entscheidungsfreiraum möglichst selbstbestimmt Lerninhalte ausgewählt und Lernwege ausprobiert und verfolgt werden können (vgl. auch Baum 1997, Peschel 2006, Reitinger 2013).  Lernende wählen also selbst (innerhalb eines gewissen Rahmens), womit sie sich wann, mit wem, an welchem Ort, unter Verwendung welcher Materialien, Medien bzw. Geräte, wie lange befassen (möchten).
Der zweite Abschnitt des Projekts befindet sich gegenwärtig im Stadium der Datenauswertung, sodass sich zwar bereits erste Eindrücke abzeichnen, konkrete Ergebnisse aber dzt. noch in Ausarbeitung sind.

Publikationen (+ link zum OBV)
  • Bucher, A. (2008): Was Kinder glücklich macht. Kreuzlingen/München: Heinrich Hugendubel Verlag.
  • Hascher Tina (2004):Schule positiv erleben. Ergebnisse und Erkenntnisse zum Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern, Wien: Haupt Verlag.
  • Rosa, Hartmut (2012): Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung. Umrisse einer neuen Gesllschaftskritik, Berlin: Suhrkamp Verlag;
  • Seligman, Martin (2012): Flourish. Wie Menschan aufblühen. Die positive Psychologie des gelingenden Le ens, München: Kösel Verlag.
  • Hüther Gerald (2012): Bedienungsanleitung für das menschliche Gehirn, 11. Aufl., Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Reitinger, J. (2013). Forschendes Lernen. Theorie, Evaluation und Praxis. Immenhausen/Kassel: Prolog.
  • Mayring, Ph.; Rath, N. (2013): Glück - aber worin liegt es? Zu einer kritischen Theorie des Wohlbefindens. Philosophie und Psychologie im Dialog. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
  • Burow, O.-A. (2011): Positive Pädagogik. Sieben Wege zu Lernfreude und Schulglück. Weinheim: Beltz.
Hauptkategorie(n)Lehren und Lernen (Prozesse und Methoden)
Verhalten und Persönlichkeit
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