Beginnjahr 2022 Abschlussjahr 2024

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Ländercode Österreich Sprachcode Deutsch
Schlagwörter DeutschBildungsforschung, Bildungstheorie
Abstrakt

In Zeiten, in denen die anthropogene Umweltbeeinflussung aufgrund der hegemonialen Lebens- und Produktionsweise das Ökosystem des Planeten bis in die Gesteinsschichten verändert, was in erdumspannenden, drängenden Herausforderungen wie etwa der Klimakrise resultiert, braucht es eine Neuverortung des Menschen, die eine Grundlage für zukunftsfähige Denk- und Handlungsräume bietet. Dazu muss der neuzeitlich-moderne Mensch des Humanismus mit all den ihm zugrunde liegenden Überzeugungen, Denkmustern und Erkenntnisstrukturen, die maßgeblich zu den krisenhaften gegenwärtigen Verhältnissen beitragen, problematisiert werden. Gleichzeitig braucht es ein anderes Verständnis vom Menschen, das es noch zu entwickeln gilt. Diese anspruchsvolle Bildungsaufgabe kann innerhalb der (Bildungs)Wissenschaft bewältigt werden mithilfe von dekonstruktiver theoretischer Forschung und durch die Anwendung von neuartigen Denkformen für die Theorieentwicklung, die es ermöglichen, den Menschen als Konzept sowohl individuell wie auch wissenschaftlich-arbeitsteilig zu (ver-)lernen bzw. neu zu lernen. Damit wäre das (bildungswissenschaftliche) Denken auf eine andere – gemeint ist hier eine gerechtere und ökologischere – Basis gestellt, die, wenn sie verallgemeinert wird, auch andere, zukunftsfähigere Verhältnisse ermöglicht. Allerdings ist ein solches grundlegendes anderes Denken im (wissenschaftlichen) Common Sense bisher nicht nennenswert entwickelt. An diesem Punkt setzt die grundlagentheoretische Forschung dieser Dissertation an. Das hier so genannte „andere“ Denken bezieht die konstitutiven Relationen des Menschen zum Anderen – das sind andere Menschen, den Menschen umgebende Dinge, non-humane Größen sowie natürliche, technische und gesellschaftliche Umwelten – konsequent mit ein und versteht den Menschen als einen sich prozessual in diesen Beziehungsgefügen konstituierenden Akteur. Dieser Onto-Epistemologie wird mit dem Begriff des „umweltlichen Denkens“ Rechnung getragen, in dem sich ein konzeptioneller Übergang vom Mensch-Sein zum Umweltlich-Werden vollzieht. Das umweltliche Denken stellt den Menschen in komplexe lokale wie erdumspannende Netzwerke bestehend aus humanen und nicht-humanen Akteur*innen und Kräften und dezentriert ihn so. Wird die hierin sichtbar werdende konstitutive Beziehung zum Anderen in der Theoriearbeit konsequent berücksichtigt, muss in der Folge auch das vorherrschende menschliche Selbstverständnis problematisiert und der Mensch grundlegend re-artikuliert werden. Darum ist umweltlich denken zu lernen eine der großen Chancen unserer Zeit, die Grundlage für dringliche und notwendige Veränderungen zu schaffen. Um das umweltliche Denken im Zuge theoretischer Forschung zu lernen, braucht es die Grundlegung einer umweltlichen Onto-Epistemologie sowie Denkpraktiken und -mittel, die Relationalität und Prozesshaftigkeit radikalisieren und so vermeintlich Unumstössliches herausfordern. Die experimentelle Anwendung entsprechender Denkstrategien und -methoden ermöglicht durch die Dekonstruktion der gewohnten Denkstruktur Bildungsprozesse, innerhalb derer begrenzende Denk- und Erkenntnismuster überwunden werden können, sodass ein paradigmatisch anderes, umweltliches Denken möglich wird.

Hauptkategorie(n)Bildungstheorie (Themenfeld)
Lehren und Lernen (Prozesse und Methoden)
Bildungsinhalt (Themenfeld)
Soziales Umfeld (Gesellschaft, Kultur, Sprache und Religion)
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