Beginnjahr 2018 Abschlussjahr 2020

Institutionen

durchführende Institutionen übergeordnete Institutionen

Personen

ProjektleiterInnen+Ansprechpersonen MitarbeiterInnen
Ländercode Österreich Sprachcode Deutsch
Schlagwörter DeutschFortbildung, Rollenverständnis Lehrender in der Fortbildung
Schlagwörter Englischfurther training in education, understanding of roles as teacher in further training
Abstrakt

Ausgehend von einer Initiative der Rektorate mehrerer pädagogischer Hochschulen und des BZBF soll in diesem kooperativen Forschungsprojekt an fünf Hochschulen der Bereich der Fortbildung von Lehrer_innen beleuchtet werden. Konkret wird auf die Person der Fortbildnerin/des Fortbildners fokussiert, um Aufschluss über die Ausprägungen
des Rollenverständnisses sowie jener Faktoren zu gewinnen, die aus Sicht der Fortbildner_innen zum Gelingen von Fortbildung beitragen können. Entlang der Aussagen der Fortbildner_innen in Leitfadeninterviews soll ein besseres Verständnis des bislang vergleichsweise wenig beforschten Bereichs Fortbildung entwickelt werden,
das – nach einer diskursiven Validierung mit Verantwortlichen der Personal- und Hochschulentwicklung – wiederum Ableitungen geeigneter Unterstützungsmaßnahmen für bereits tätige Fortbildner_innen- sowie Rekrutierungsmaßnahmen geeigneter Personen für dieses Feld zulässt.

Methode

Durchführung von ca. 15 leitfadenzentrierten Interviews mit Lehrenden der Fortbildung
 Stichprobenziehung unter Berücksichtigung größtmöglicher Heterogenität entlang der Variablen Beschäftigungsverhältnis (Stammpersonal, mitverwendete Lehrer_innen, externe Lehrbeauftragte), Dauer der Erfahrung im Bereich Fortbildung, Bildungsebenen (Primar-, Sekundarstufe AB und BB) sowie des Fortbildungsbereichs (Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaft)
 Wechselseitige Visitation der beteiligten Forscher_innen, um größtmögliche Objektivität und Unvoreingenommenheit (gerade auch bei der Befragung des Stammpersonals) gewährleisten zu können
 Diskursive Validierung mit Fortbildungsverantwortlichen der beteiligten Hochschulen im Rahmen von Einzelinterviews auf Basis der bisherigen Erkenntnisse
 Auswertung mit mehrdimensionaler Inhaltsanalyse Nach Möglichkeit Herstellung zu parallelen Forschungsprojekten zu Fortbildung unter Koordination des Bundeszentrums für Bildungsforschung (BZBF)

Erhebungstechniken und Auswahlverfahren

Die soziale Rolle ist ein gängiger Begriff der Soziologie (etwa bei Dahrendorf und Goffman) und Sozialpsychologie (etwa bei George Herbert Mead). Laut Linton (1936/1979) bezeichnet die soziale Rolle die Gesamtheit der zugeschriebenen „kulturellen Modelle“ eines gegebenen Status einem gegebenen Status (etwa als Elternteil, Vorgesetzte_r, Lehrer_in et cetera). Dazu gehören insbesondere vom sozialen System abhängige Erwartungen, Werte, Handlungsmuster und Verhaltensweisen einer Rolle. Diesen Anforderungen hat sich ein_e soziale_r Akteur_in entsprechend ihrer/seiner Position in sozialen Interaktionsordnungen zu stellen (Goffmann, 2003). Die (soziologische) Rollentheorie beschreibt und erklärt einerseits die Rollenerwartungen und -festlegungen und andererseits, welche Spiel- und Handlungsfreiräume dem Individuum und sozialen Gruppen in einer Rolle offenstehen. Sie beschäftigt sich damit, wie gesellschaftlich vorgegebene Rollen erlernt, verinnerlicht, ausgefüllt und modifiziert werden. Gerade im Falle des Berufs als sozialer Rolle zeigen sich die „normativ begründeten Verhaltenserwartungen von Seiten verschiedener Rollenpartner“ (Biermann, 2013, S. 269). Die soziale Rolle – etwa als Fortbildner_in von Lehrer_innen – verleiht dadurch nicht nur Status, sondern kann auch „Beziehungen ordnen, eigenes Handeln planbar, fremde Reaktionen kalkulierbar machen, dass sie eine Reflexion persönlichen Verhaltens ermöglichen“ (Biermann, 2013, S. 270). Dadurch wird „eine ideale Brücke von der konkreten Singularität der Person zur abstrakten Universalität gesamtgesellschaftlicher Strukturen“ geschlagen (ebd.).

Der sogenannten dritten Phase der Lehrerfortbildung kommt eine große Bedeutung zu. Diese Phase widmet sich etwa unterschiedlichen Aspekten der Professionalisierung, die nicht mit der Ausbildung als abgeschlossen angesehen werden kann. Aus diesem Grund sind Fortbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen als wichtiges Unterstützungselement für im Beruf stehende Lehrer_innen anzusehen (Vigerske, 2017, S. 15f.).

Den Fortbildner_innen kommt eine breite Palette an Aufgaben zu: Einerseits bedarf es einer wissenschaftlichen Expertise im jeweiligen Bereich, um forschungsgeleitete Lehre in der Fortbildung anbieten zu können, andererseits sind die Fähigkeiten gefordert, an die jeweilige Situation der Teilnehmer_innen anknüpfen, flexible Handlungsansätze anbieten und das Einbeziehen vorhandener Überzeugungen in die Fortbildungsgestaltung einbeziehen zu können. Es muss bewusstgemacht werden, in welchem Zusammenhang das veränderte Unterrichten mit dem Lernen der Schüler_innen steht. Lehrer_innen, bei denen der reine Wissenserwerb bisher im Mittelpunkt stand, müssen den Wert eines prozessbezogenen, kompetenzorientierten Unterrichts für ihre Praxis erkennen können. Die Hauptaufgabe von Fortbildner_innen besteht somit darin, neue, forschungsbasierte Kenntnisse anzubieten und die Veranstaltungen so zu gestalten, dass Lehrer_innen sie als hilfreich für ihre Praxis empfinden. Lehrer_innen müssen bei der Entwicklung von theoretischem Wissen und von Praxiswerkzeugen unterstützt werden. Neben dem pädagogischen Wissen beinhaltet die professionelle Kompetenz von Lehrpersonen fachliche und fachdidaktische Kompetenz, die sich zum Beispiel im Mathematikunterricht in den folgenden 4 Kompetenzfacetten des Projektes COACTIV zeigt: „Tiefes Verständnis der Schulmathematik, Wissen über das mathematische Denken von Schüler/innen, Wissen über mathematische Aufgaben, Erklärungswissen“ (Kunter, Klusmann & Baumert 2009, S. 155).

Speziell fachdidaktische Kompetenz, welche ohne Fachkompetenz kaum erworben werden kann, spielt im Zusammenhang mit Unterrichtsqualität eine große Rolle. Wirksame Fort- und Weiterbildung rückt jedoch keine abstrakten Theorien in den Mittelpunkt, sondern beschäftigt sich mit eng umrissenen Themen, die tatsächlich unterrichtet werden und sich auf eine Unterrichtssequenz konzentrieren. Diese exemplarische Vorgangsweise erleichtert das Eingehen auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Verstehensprozess der Schüler_innen und eine Reflexion der unterschiedlichen Teilnehmer_innen zu fachdidaktischen Bereichen des Lernens. Durch die gezielte und begleitete Auseinandersetzung von Lehrer_innen mit Interaktion zwischen Schüler_innen, die Analyse von Schüler_innenarbeiten und Ergebnisse von Lernstanderhebungen kann eine Erweiterung des diagnostischen Wissens der Lehrer_innen stattfinden. Die Wirksamkeit kann erhöht werden, wenn in schulbezogenen oder institutionsübergreifenden Teams selbstorganisiert an der Weiterentwicklung des Unterrichts gearbeitet wird.

Obwohl hinsichtlich der Fortbildung von Lehrer_innen große Erwartungen bestehen (etwa hinsichtlich der Herausforderung von Differenzierung und Individualisierung vor dem Hintergrund zunehmend diverser Klassenzusammensetzungen, der Herausforderungen aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen aber auch hinsichtlich des Nachvollziehens fachdidaktischer und fachwissenschaftlicher Entwicklungen), gibt es bis dato wenig Auseinandersetzung mit dem Rollen- und Professionsverständnis jener Personen, die diese Fortbildungen durchführen: Was sind die Beweggründe für ihre Tätigkeit? Was erleben sie in ihrer Tätigkeit als förderlich bzw. hinderlich, um qualitätsvolle Fortbildung anbieten zu können? Wie erleben sie und die institutionell zuständigen Auftraggeber_innen die Zusammenarbeit? Welche Unterstützung erwarten sich Fortbildner_innen und wie können professionelle Fortbildner_innen im Arbeitsfeld zur Kontinuität motiviert beziehungsweise geeignete Personen dafür gewonnen werden?

Hauptkategorie(n)Wirtschaftliches Umfeld
Verhalten und Persönlichkeit
Schulen und andere Bildungseinrichtungen
Lehren und Lernen (Prozesse und Methoden)
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