Beginnjahr 2014 Abschlussjahr 2015

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durchführende Institutionen übergeordnete Institutionen

Personen

ProjektleiterInnen+Ansprechpersonen
Ländercode Österreich Sprachcode Deutsch
Schlagwörter DeutschLiteraturdidaktik, poetisches Verstehen, Grundschulalter, Gespräche über Literatur und Kunst, literarisches Gespräch, Bilderbuch, literar-ästhetische Fähigkeiten, Vorschulalter
Abstrakt

„Literar-ästhetischeFähigkeiten im Vor- und Grundschulalter“Ausgangslage und Fragestellungen: Kinder gieren nach Geschichten undbegegnen dem fiktiven Überfluss, der sich ihnen in (gehörtem) Wort und Bilddarbietet, mit Begeisterung. Andererseits begegnen Kinder in Texten fremden,furchteinflößenden und unvertrauten Elementen, die ebenfalls bewältigt werdenmüssen. Manchmal werden diese fremden Aspekte des Textes einfach „überwältigt“,also ignoriert oder in Bekanntes „übersetzt“, dann aber wieder werden siedurchaus wahrgenommen und entfalten oft eine ganz erstaunliche Wirkung: Sieerweitern den Blick auf die Welt, sie ermöglichen eine (durch die Fiktionalitätdistanzierte) Auseinandersetzung mit eigenen Ängsten und sie stärken dasBewusstsein dafür, dass es da außer mir noch unendlich viele und vieles Anderegibt auf der Welt. Die Auseinandersetzung mit Literatur eröffnet in diesenbeiden Dimensionen – dem Bekannten und Gefälligen, das wir gierig und lustvoll„konsumieren“ und dem Fremden, das uns den Blick auf neue Welten eröffnet –utopische Räume des Wahrnehmens, Denkens und Fühlens. Kaum ein Kind fühlt sichvon Büchern nicht angezogen. Wenn eine Geschichte erzählt wird, hören Kindermeist aufmerksam zu, selbst die, denen sonst „Konzentrationsschwächen“unterstellt werden. Erwachsene, die gerne lesen, sind seltener zu finden.Zwischen dieser unwillkürlichen Faszination durch die Geschichte und derAbneigung gegen das literarische Lesen liegt die literarische Sozialisation.Viele Erwachsene behaupten, die Schulzeit habe ihnen das Lesen „verdorben“. Diefrühe Begeisterungsfähigkeit für Literatur und der unmittelbare Zugang zuTexten – auch schwierigen Texten! – geht also in dieser Phase oft verloren.Dieses Forschungsvorhaben beschäftigt sich damit, wie weitgehend ungesteuerte,von schulischen Vorgaben noch freie Zugänge zu Texten im Kleinkindalteraussehen. Was „lesen“ Kinder aus Bilderbüchern heraus, wenn wir ihnen diesevorlesen und mit ihnen über die Texte – nicht über eine Moral oder pädagogischeBotschaften – sprechen? Inwiefern sindKinder schon in der Lage Metaphern und Ironie zu verstehen und das, was in denBilderbüchern erlesen und gesehen werden kann, für ihre eigenen Weltentwürfe zunutzen? Theoretische Überlegungen: Das Gespräch über literarische Texte – Bilderbücher zuallererst – isteine eigene Kultur, die etabliert, gestützt und gefördert werden muss. DasIn-verbindung-Setzen des ästhetisch überformten Sprach- und Weltzugangs mit demeigenen Erleben ist wichtig, kann aber bereits in diesem frühen Stadium miteiner besonderen Aufmerksamkeit für den Text verbunden werden. ErzieherischeBotschaften, die in der Arbeit mit Kinderbüchern im Kleinkindalter oft einedominante Rolle spielen, dürfen in einer solchen „Didaktik des Ästhetischen“,die „responsive“ (vgl. Bernhard Waldenfels) Umgangsformen mit Literatur undKunst fördern hier keinen Platz beanspruchen. In diesem Sinne verstandenes„anarchisches“ Wahrnehmen bildet die Voraussetzungen dafür, dass Kind und Bild/Text,ebenso wie die Kinder untereinander und mit der vorlesenden Person interagierenund ins Gespräch kommen können. Denhier formulierten Forschungsfragen haben wir uns durch ein Projekt genähert,das in Kooperation mit dem städtischen Kindergarten Rauscherpark durchgeführtund im Rahmen einer Lehrveranstaltung von Studierenden begleitet wurde. Dabei istdie Projektleitung, teilweise begleitet von (beobachtenden) Studierenden, einSemester lang jede Woche einmal in den Kindergarten gegangen, um nach denPrinzipien des „literarischen Gesprächs“ (Gerhard Härle), des „literarischenVorlesegesprächs“ (Kaspar Spinner) und anderer Gesprächsform, die sich aus derKunstpädagogik entwickelt haben, mit Kindern zwischen 3 und 6 Jahren über ausgewählteBilderbücher zu sprechen. Die Kinder wurden dabei – je nach Vorhandenseinräumlicher Möglichkeiten – in zwei Gruppen zu je 12 Kindern geteilt. Die ca.halbstündigen Gespräche, die so entstanden sind, wurden mit Einwilligung derEltern aufgezeichnet und werden derzeit gerade transkribiert. DieTranskriptionen werden von einem an der Lehrveranstaltung im SS 2014beteiligten Studenten, Marlon Auernig, vorgenommen. Die Weiterentwicklung desProjekts im Sinne der Aufarbeitung des umfangreichen Datenmaterials wurde ausIncentive-Mitteln der SOE finanziert. WeiteresMaterial, das im Rahmen dieser empirischen Vorstudie gewonnen werden konntesind die Zeichnungen der Kinder, die sie im Anschluss an die Gespräche jeweilsangefertigt haben. Diese Zeichnungen werden im Jänner im Rahmen der an der AAUvorhandenen „Hermeneutischen Zirkels“ vorgestellt und diskutiert.Methodologisches Vorgehen: Das Projekt befindet sich in einer Pilotphase, d.h. von April bis Juni2014 wurden in einem städtischen Kindergarten wöchentlich Bilderbücher mitKindern im Alter zwischen 3 und 6 Jahren vorgelesen und „besprochen“. Die soentstandenen Gespräche wurden mit Zustimmung der Eltern als Audiodateienaufgenommen und werden derzeit gerade transkribiert. Als „Anschlusshandlung“ andiese Vorleseeinheiten wurden die Kinder gebeten Zeichnungen oder Basteleien zudiesen Geschichten anzufertigen, wobei eine umfangreiche Materialsammlungentstanden ist, die – wiederum mit Erlaubnis der Eltern – ausgewertet werdensoll. Da die „Bilderbuchgespräche“ von der Projektleitung selbst durchgeführtwurden, war auch die Möglichkeit gegeben im Anschluss an jedes dieser Gesprächemit den Kindern zu sprechen und den Prozess des Malens zu den Geschichten zubegleiten. An zwei Elternabenden, zu denen die Projektleitung eingeladen war,hat sich ferner die Möglichkeit ergeben, sowohl das Projekt und seineHintergründe vorzustellen, als auch (in einem späteren Stadium des Projekts)mit den Eltern über ihre Kinder und deren Reaktionen auf die wöchentlichegemeinsame Lektüre der Bilderbücher zu sprechen. Alswesentlich für die Darstellung der Ausgangslage dieser „Bilderbuchgespräche“hat sich auch eine zweimalige Hospitation erwiesen, die von der Projektleitungund Studierenden im Vorfeld gemacht wurde. Dabei konnten die PädagogInnen inihrem alltäglichen Umgang mit Bilderbüchern in der Gruppe beobachtet und dazubefragt werden. Die Einwilligung zu Tonbandaufnahmen dieserHospitationseinheiten haben die PädagogInnen uns nicht erteilt, weshalb zu diesem Teil des Projekts nur handschriftlicheAufzeichnungen vorliegen. Ziele: Ziel desProjekts ist in einem ersten Schritt die Suche nach geeigneten Formen des„Redens über Literatur“, die den Altersgruppen 3-6 Jahre (Kindergarten) und6-10 Jahre (Grundschule) angemessen sind. In einem zweiten Schritt sollenvorhandene literar-ästhetische Fähigkeiten der jeweiligen Altersgruppen, sowieEntwicklungspotenziale, durch die Auswertung des vorhandenen Datenmaterialserkannt und näher beschrieben werden. Langfristig gesehen ist das Ziel dieseskleinschrittigen Projekts die Ausarbeitung eines „Curriculums der ästhetischenWahrnehmung“ für den Vor- und Grundschulbereich mit entsprechenden Vorgaben fürden Umgang mit Bilderbüchern für die PädagogInnen. Die Unterstützung derPädagogInnen bei der Entwicklung einer „Kultur des Umgangs mit Literatur undKunst“ von frühester Kindheit an ist dabei eines der wichtigsten Desideratedieses Projekts. Zukünftige Entwicklung des Projekts: Eine Fortsetzung des Projekts in der Benediktinerschule mit Kindernzwischen 6 und 8 Jahren ist derzeit in Planung. Zahlreiche Institutionen habenInteresse an einer Kooperation gezeigt und die Einreichung eines Drittmittelprojektsgemeinsam mit weiteren KooperationspartnerInnen ist mittelfristig geplant.

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