Beginnjahr 2012 | Abschlussjahr 2014 |
Institutionendurchführende Institutionen finanzierende Institutionen
PersonenProjektleiterInnen+Ansprechpersonen MitarbeiterInnen |
Ländercode Deutschland, Österreich | Sprachcode Deutsch | |
Schlagwörter Deutsch | Migration, Lehrerausbildung, Informelles Lernen, Berufliche Kompetenzentwicklung | |
Abstrakt | Im österreichischen Bildungssystem verwenden über 20% der Schülerinnen und Schüler eine andere Erstsprache als Deutsch, in Allgemeinen Pflichtschulen sind es über 25% (BMBF, 2015). Um der migrationsbedingten Heterogenität schulischer Akteurinnen und Akteuren i. S. einer Förderung und Unterstützung von Lern- und Bildungsprozessen zu entsprechen wird mit der bildungspolitische Forderung (BMUKK, 2009; NESSE, 2008) nach mehr Lehrenden mit Migrationshintergrund begegnet. Diese Forderung beinhaltet zwei Aspekte, die kritisch zu beleuchten sind: (1) Es ist anzumerken, dass von diesem Diskurs um Personalentwicklung nachwievor solche Lehrer/-innen ausgeschlossen bleiben, die ihre Qualifikation im Ausland erworben haben (Krüger-Potratz, 2013). (2) Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer diversitätsorientierten pädagogischen Ausbildung setzt eine kritische Reflexion und explizite Beschreibung der Positionierung von Heterogenitätsmerkmalen voraus um einer Funktionalisierung bspw. der Bezugskategorie "Migrationshintergrund" entgegenzusteuern und Lernende bzw. angehende Lehrer/-innen nicht auf ihre Herkunft zu reduzieren (vgl. Hollick und Neißl, 2014). Bezug genommen wird auf folgende drei Forschungsperspektiven für Fragestellungen mit Fokus Migration im Kontext pädagogischer Kompetenzen als Gegenstand von Untersuchungen nach Rotter & Schlickum (2013, S. 64f): (1) eine anerkennungstheoretische Perspektive, (2) eine sozialkonstruktivistische Perspektive und (3) eine dekonstruktivistische Perspektive. Diese Sichtweisen führen dazu, zuschreibungsausgerichtete Auseinandersetzungen zu reflektieren und die Perspektiven der so genannten Betroffenen sowie deren vielfältigen Handlungspraxis und deren strukturellen Eingebundenheit als Ausgangspunkt zu definieren (Yildiz, 2011, S. 40). Im Hinblick auf eine inklusive Lehrer/-innenbildung, in der Diversität von angehenden Lehrer/-innen zugelassen, anerkannt und als Chance für ein inklusives Bildungssystem wahrgenommen wird, sind Studierende mit ihren Lernausgangslagen und Erfahrungen in den Mittelpunkt hochschuldidaktischer Gestaltungsprozesse zu stellen (vgl. auch Amrhein, 2011). Dies schließt auch die Berücksichtigung solcher Lernprozesse ein, in denen Studierende in informellen Kontexten Kompetenzen erwerben bzw. erworben haben, die für die pädagogische Arbeit als bedeutsam beschrieben werden können. Es wird der zentralen Forschungsfrage nachgegangen, inwieweit Migrationshintergrund und Erfahrungen mit Migration, Mehrsprachigkeit und Transkulturalität als informelle Lernkontexte von Lehrer/-innen für Kompetenzentwicklung genutzt und i.S. einer ganzheitlichen Lehrerinnen- und Lehrerbildung berücksichtigt werden. Den theoretischen Referenzrahmen bilden die kompetenzorientierte Perspektive auf informelles Lernen von Lehrer/-innen (Overwien, 2009, Heise, 2009) mit Fokus Migration (Hollick, 2013), pädagogische Kompetenzentwicklung in der Lehrer/-innenbildung (Seyfried und Reitinger, 2012) und das Modell "Reflexion subjektiver Relevanz" SURE© (Seyfried, 2002). Im Rahmen eines vom BMBF (ehem. BMUKK) geförderten Forschungsprojektes wurde in Kooperation mit der Internationalen Akademie für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie (INA) der Freien Universität Berlin folgenden Fragestellungen empirisch nachgegangen: 1. Werden auf dem Hintergrund von Migrationserfahrungen bei angehenden Pädagog/-innen spezifische informelle Lernkontexte für den Kompetenzaufbau herangezogen? 2. Ist aus der Perspektive der Studierenden eine Integration informellen Lernens für den Kompetenzaufbau im Rahmen des Studiums möglich? 3. Können informelle Lernkontexte mit Hilfe des Reflexionsmodells SURE© (Subjektive Relevanz) in formelle Lernkontexte integriert werden? | |
Methode | Die Untersuchung zur Beantwortung der Forschungsfragen umfasst quantitative und qualitative Daten, die mittels eines Online-Fragebogens, offener Interviews sowie im Rahmen von SURE© entstandenen Textdokumenten erhoben wurden. Die deskriptive und analytische Auswertung der quantitativen Daten erfolgt mit SPSS auf folgende Dimensionen: (1) RELEVANZ: Einschätzung der Relevanz des Themas Migration in der Schule, (2) QUELLEN: Informations- und Erfahrungsquellen zum Thema Migration, (3) LERNORTE: Einschätzung der eigenen Lernorte zum Thema Migration und (4) ENTWICKLUNG: Einschätzung der Entwicklungsmöglichkeiten zum Thema im Rahmen der Ausbildung. Die mittels offener Interviews mit Studierenden zur Pädagogischen Assistenz erhobenen qualitativen Daten werden inhaltsanalytisch ausgewertet. Das induktiv entwickelte Kategoriensystem nach Kuckartz (2012) wird als Auswertungsinstrument für alle Interviewtexte für die explorative Bearbeitung der subjektiven Theorien über die Positionierung informellen Lernens im Kontext der Kompetenzentwicklung herangezogen. Die Textdokumente werden ebenso einer inhaltsanalytischen Auswertung unterzogen, um solche Kontexte zu identifizieren, auf die sich angehende Pädagog/-innen in der Auseinandersetzung und Reflexion mit konkreten Situationen aus der Schulpraxis beziehen. | |
Ergebnisse | Es kann insgesamt festgestellt werden, dass dem informellen Lernen eine hohe Relevanz für die pädagogische Kompetenzentwicklung im Kontext Migration und Schule zugeschrieben wird. Überwiegend wird auf solche Erfahrungs- und Erlebnisräume Bezug genommen, die im Zusammenhang mit biographischen Migrationserfahrungen, Ambivalenzerfahrungen mit dem eigenen Migrationshintergrund (Ressource vs. Barriere für berufliche Zugänge und in der schulischen Arbeit), Erfahrungen mit der Reduzierung der Person auf den Migrationshintergrund und dem Erleben von Beziehungen stehen. Studierende schätzen den informellen Austausch mit Studierenden und Lehrenden außerhalb der Lehrveranstaltungen mehrheitlich als bedeutsam für pädagogische Kompetenzentwicklung ein. Als informelle Lernkontexte mit Fokus Migration werden vor allem Alltagssituationen sowie der Freundes- und Familienkreis genannt. Die Anknüpfung formeller Lernprozesse an informelles Lernen erfolgt aus Sicht der Studierenden noch zu wenig. | |
Erhebungstechniken und Auswahlverfahren | Die Datenerhebung erfolgt entsprechend des Triangulationsmodell um die Fragestellung nach der Integration formeller und informeller Kompetenzentwicklung in der Lehrer/-innenbildung aus mehreren Perspektiven zu bearbeiten und die Ergebnisse sich gegenseitig unterstützen und ergänzen (vgl. Gläser-Ziguda et al., 2012). Befragt werden folgende Gruppen: (1) Mittels eines Online-Fragebogen werden Lehramtsstudierende für den Primar- und Sekundarstufenbereich der Pädagogischen Hochschule aus dem 1. und 6. Semester (UV) zu ihren Einschätzungen der Integration informellen Lernens in formelle Lernprozesse (AV). (2) Es werden offene Interviews mit Studierende mit Migrationshintergrund und einem Berufsabschluss (tlw. in anderen Berufssparten) durchgeführt, die mit der Ausbildung zur Pädagogischen Assistenz bei GIZ (Gesellschaft für Interkulturelles Zusammenarbeiten e.V.) eine Berechtigung zur pädagogischen Mitarbeit in Schulen, Kindertagesstätten, Horteinrichtungen und anderen Bildungsinstitutionen erwerben. Erhoben werden subjektive Theorien darüber, inwieweit Migrationserfahrungen als informelle Lernkontexte für den Kompetenzaufbau herangezogen werden. (3) Textdokumente, die bei der Durchführung von SURE© in der Pädagog/-innenausbildung aus der Arbeit von Studierenden entstanden sind, werden hinsichtlich der Fragestellung ausgewertet, ob und welche informellen Kontexte als Bezugsrahmen pädagogischer Kompetenzentwicklung herangezogen werden. | |
Publikationen (+ link zum OBV) |
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Hauptkategorie(n) | Soziales Umfeld (Gesellschaft, Kultur, Sprache und Religion) Lehren und Lernen (Prozesse und Methoden) Bildungspolitik und Bildungsverwaltung | |
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