Beginnjahr 2013 Abschlussjahr 2014

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Personen

ProjektleiterInnen+Ansprechpersonen
Ländercode Sprachcode
Schlagwörter DeutschLehrer/-innengesundheit, Induktionsphase, Salutogenese
Schlagwörter EnglischHealthyness of Teachers, Phase of Induction, Salutogenesis
Abstrakt

Die Studie bearbeitet auf dem Hintergrund der aktuellen Forschungslage der Lehrerinnen- und Lehrerbildung die Frage der Kompetenzentwicklung in der Berufseinstiegsphase. Im Zentrum stehen dabei jene Variablen, die im aktuellen Diskurs als relevant für Kompetenzentwicklung gesehen werden. Es wird erhoben, ob spezifische Erfahrungen hinsichtlich der für die Kompetenzentwicklung förderlichen Grundbedürfnisse Lehrerinnen und Lehrer in der Phase der Berufseinstiegs machen können. Weiteres liegen Daten darüber vor, welche Inhalte der Ausbildung retrospektiv aus der Sicht der ersten drei Dienstjahre als relevant eingeschätzt werden. Die einzelnen Fragestellungen werden mit quantitativen und qualitativen Methoden bearbeitet. Aus der Onlinebefragung konnten 86 Fragebögen ausgewertet werden. Die Ergebnisse zeigen folgende Trends deutlich auf: Der Berufseinstieg wird hinsichtlich der Kompetenz förderlicher Erfahrungen positiv eingeschätzt, jedoch ist ein hohes Entwicklungspotenzial vorhanden.
Wird davon ausgegangen, dass für reflexive Kompetenzentwicklung im Sinne hoher Professionalität die erhobenen Dimensionen Relevanz haben, ist folgende Konsequenz daraus zu ziehen:
Die Begleitung in der Berufseinstiegsphase wird konzeptionell auf die Dimensionen der Basisbedürfnisse (Deci &Ryan 2004), sowie auf Vertrauen als Kern salutogentischer Aspekte (Antonovsky 1997) abgestimmt. Pragmatische Fragen des Alltags müssen aber ebenso in einem begleitenden Coaching Angebot oder auch in einer Fallsupervision Platz finden. Die Begleitung in der Berufseinstiegsphase wird so als Kompetenzentwicklungssetting konzeptioniert. Es geht weniger um die eine Unterrichtseinheit als mehr um die gesamte schulische Arbeit, mit dem Schwerpunkt des Unterrichts. Diese Anstrengungen können Grundlage für eine strukturierte Kompetenzentwicklung sein (vgl. Reitinger 2013; Seyfried 2014, 2002; Seyfried & Reitinger 2013), womit Professionalisierung in einem hohen Maß erreicht werden kann.
Für die Weiterentwicklung der Lehrer- und Lehrerinnenbildung und im Kontext der Installierung einer Induktionsphase nach dem Abschluss des Studiums an einer Pädagogischen Hochschule ist die Frage nach relevanten Kriterien für Kompetenzentwicklung von zentralem Interesse. Die Studie geht daher der Frage nach, wie Lehrer und Lehrerinnen im ersten Dienstjahr und in den folgenden zwei weiteren Dienstjahren rückblickend ihre Ausbildung an Pädagogischen Hochschulen wahrnehmen und aus ihrer Perspektive für ihre Arbeit i. S. des Kompetenzaufbaus und der Kompetenzweiterentwicklung als förderlich wahrgenommen wird. Die Ergebnisse sind sowohl für die Lehrer- und Lehrerinnenbildung als auch für die Praxis in den Schulen insofern relevant, als dadurch auf der Basis empirischer Daten strukturiert sensible Kriterien für eine Professionsentwicklung erarbeitet werden können, woraus auch entsprechende Schlussfolgerungen sowohl für die Ausbildung als auch für die Arbeit an den Schulen gezogen werden können.
Der für die Befragung zugrunde liegende Theorierahmen setzt sich aus den für diese Thematik aktuellen Diskursbeiträgen zusammen. Einbezogen wird ausführlich der Kompetenzdiskurs.
Für die Befragung stehen Konzepte der Kompetenzentwicklung, die einerseits kritische, relevante Lernereignisse fokussieren, sowie Modelle, die Kompetenz als Verarbeitung von Dispositionen interpretieren neben pragmatischen Aspekten im Vordergrund.

Das Projekt wird vom Verein „Netzwerk Lehrer/-innengesundheit“ gefördert und als Kooperationsprojekt zwischen der Pädagogischen Hochschule OÖ und der Pädagogischen Hochschule Linz durchgeführt.

 

Methode

Die Kernfragen dieser Studie lauten:
-Wie nehmen Lehrer und Lehrerinnen in der Berufseinstiegsphase retrospektiv die Ausbildung bezüglich der eigenen Kompetenzentwicklung wahr?
-Wie nehmen Lehrer und Lehrerinnen in der Berufseinstiegsphase die eigene Kompetenzentwicklung wahr?
-Was identifizieren Lehrer und Lehrerinnen in der Berufseinstiegsphase als förderlich vs. hinderlich für den Kompetenzaufbau?
Diese Fragestellungen sind im Kompetenzentwicklungsmodell LAConIC (Seyfried & Reitinger 2013) integriert. Dabei sind die „Latente Phase“ und die „Akute Phase“ die zentralen Andockstellen für Kompetenzentwicklung. Dispositionen stellen in der „Latenten Phase“sich als „beliefs“ mit den dahinter liegenden Einstellungen dar, die sich wiederum an Erfahrungen anbinden. Für einen Prozess der Kompetenzentwicklung sind damit die Subprozesse der erfahrenen Selbstbestimmungsmöglichkeit, des Kohärenzgefühls und die professionelle Reflexion und Identifikation entsprechender Erfahrungen (Kritische Ereignisse) relevant.
Die Studie unterteilt sich in eine quantitative Untersuchung und eine qualitative Datenanalyse verbaler Daten. In der quantitativen Untersuchung geht es um retrospektive Einschätzungen der Ausbildung, um Erfahrungen zu den Basisbedürfnissen und um gesundheitsrelevante Faktoren in der Berufseinstiegsphase. In der qualitativen Untersuchung wird den Fragen nach bedeutsamen Situationen bzw. Erfahrungen in der Ausbildung und in der Berufseinstiegsphase nachgegangen. Dabei geht es um jene Situationen, die subjektiv von den befragten Personen hinsichtlich ihrer Arbeit als relevant eingeschätzt werden.

Ergebnisse

Der Bedarf nach Lehrinhalten für den Umgang mit schwierigen Situationen mit Schülerinnen und Schüler und Lehrinhalten hinsichtlich fachlicher Kompetenz ist unter Beachtung der Ausbildungscurricula differenziert zu interpretieren. Es stellt sich die Frage, ob quantitativ mehr Inhalte mehr Kompetenz bringen. Wir gehen davon aus, dass es sich um die Verarbeitungstiefe handelt und nicht um die Quantität. Explizit könnte sowohl in der Ausbildung als auch in der Berufseinstiegsphase thematisiert werden, dass die Umsetzungsarbeit von Wissen in die Praxis ein hohes Maß eigener, reflexiver Arbeit bedarf. Auch die Ergebnisse der qualitativen Auswertung zeigen, dass reflexive Prozesse für die Kompetenzsteigerung als besonders relevant eingeschätzt werden.
Positiv werden die Erfahrungen für die Bereiche der für die Gesundheit relevanten Variablen und der psychischen Grundbedürfnisse für Kompetenzentwicklung eingeschätzt, jedoch mit einem weiten Spielraum für Weiterentwicklung.
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse schlagen wir eine theoretisch fundierte Coachingstrategie vor, in der entsprechend evidenzbasierte Reflexionsmodelle zur Professionalisierung Platz finden (vgl. Reitinger 2013; Seyfried 2014, 2002; Seyfried & Reitinger 2013).

 

Dissemination:

Seyfried, C. & Plaimauer, C. (2014). Kompetenzentwicklung in der Berufseinstiegsphase. Studie über Wirkfaktoren der Ausbildung und Praxiserfahrungen zur Kompetenzentwicklung in der Berufseinstiegsphase. Linz: Verein NLG.

Publikationen (+ link zum OBV)
  • Antonovsky, A. (1987/1997) Unraveling the mystery of health. How people manage stress and stay well. San Francisco: Jossey Bass. (Deutsche erweiterte Hrsg. von Franke, A.: Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt-Verlag.
  • Seyfried, C. & Reitinger, J. (2013). Kompetenz und Reflexion – Zum Begriffsverständnis. In A. Weinberger (Hrsg.), Reflexion im pädagogischen Kontext. Wien und Berlin: LIT Verlag, 59-70.
  • Reitinger, J. (2013). Forschendes Lernen und Reflexion. In A. Weinberger (Hrsg.) Reflexion im pädagogischen Kontext. Wien, Berlin: LIT Verlag.
  • Seyfried, C. (2014). Migrationsarbeit als Vertrauensarbeit in der Schule. In: Marschke, B. & Brinkmann, H., U. (Hrsg.). Handbuch Migrationsarbeit. Wiesbaden: VS Verlag, S. 131-142.
  • Deci, E. L. & Ryan, R. M. (2004). An Overview of Self-Determination Theory. An Organismic-Dialetical Perspective. In E. L. Deci & R. M. Ryan (Hrsg.). Handbook of Self-Determination Research. Rochester, S. 3-36.
  • Seyfried, C. (2002). Subjektive Relevanz als Ausgangspunkt für reflexive Arbeit in der Schule. In K. Klement, A. Lobendanz u. H. Teml (Hrsg.), Schulpraktische Studien. (S. 39-52). Innsbruck: Studienverlag.
Hauptkategorie(n)Lehren und Lernen (Prozesse und Methoden)
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