Beginnjahr 2010 | Abschlussjahr 2014 |
Institutionendurchführende InstitutionenPersonenProjektleiterInnen+Ansprechpersonen |
Ländercode Österreich | Sprachcode Deutsch | |
Schlagwörter Deutsch | Forschendes Lernen, Methodenvielfalt, Selbstbestimmung, Sicherheit/Angst, Neugier, Neugierdeförderung, Neugierdemodell Zehetner, Offenheit für Neues, Genetik, Perzeptive Neugier, Neurobiologie, Persönlichkeit , Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit, Bildung/Erziehung, Alter , Exploration, Intrinsische Motivation, Behaltewert/Stoffaufnahme, Introversion, Extraversion, Epistemische Neugier, Schüler/innenpersönlichkeit, Dopamin, ARAS, Werteorientierungen | |
Schlagwörter Englisch | self-determination, education, self-determined exploratory learning, epistemic curiosity, student personality, personality, safty/fear in class, intrinsic motivation, supporting curiosity, age, dopamin, keppness/reproduction of learning, value orientation, openness for experience, Big Five, childlike curiosity, genetic, introversion, extraversion , curiosity, Curiositymodel Zehetner, percetive curiosity, neurobiology, variety of methods , reticular activating system | |
Abstrakt | Der seit einiger Zeit beobachtbare Paradigmenwechsel im Unterrichtsdiskurs entwickelt sich langsam aber stetig von rein fremdbestimmten Methoden in Richtung einer Synthese mit überwiegend autark bestimmten Lernprozessen.[1] Diese interdisziplinäre Sichtweise zieht verschiedene erziehungswissenschaftliche Ansätze in Betracht und ermöglicht damit eine Weiterentwicklung im bildungspädagogischen Bereich.[2] Dass die Neugier, im Speziellen bei forschenden, autonom gesteuerten Lernprozessen eine große Rolle spielt, ist selbsterklärend. Zur Einführung der Thematik geht die Autorin auf die Etymologie und den historischen Hintergrund der Neugier ein und analysiert weiterführend das Konstrukt der Persönlichkeit.[3] In dem Zusammenhang stellt die Autorin die These auf, dass es Persönlichkeitsstrukturen gibt, die mit Neugier positiv bzw. negativ oder neutral korrelieren. Daraus ergibt sich die höchste positive Korrelation mit der Offenheit für Neues, denn dieser Faktor reflektiert die Neugier des Menschen.[4] Um die Verbindung von Persönlichkeit und Neugier herzustellen, werden kurz die wichtigsten Persönlichkeitstheorien erläutert. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem höchst anerkannten Modell – dem Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (Big Five) mit all seinen Facetten. Jeder Faktor wird der Neugier gegenübergestellt, Zusammenhänge, aber auch vollkommene Divergenzen werden beschrieben. Die hermeneutisch angelegte Forschungsarbeit zeigt folgend einen Überblick der situativen Determinanten der Neugier sowie der triebtheoretischen Konstrukte mit der Grundlage von biogenen und soziogenen Motiven. Weiters wird die Auswirkung der differenten Explorationsmodalitäten auf das menschliche Verhalten beleuchtet. Aus den Erkenntnissen hat die Autorin ein Modell zur Neugierdeförderung mit Faktoren und Variablen erstellt. Die Korrelationen zu vorhandenen Forschungsarbeiten werden beschrieben und folgend auf jedes Item des Modells vertieft eingegangen. Die Kausalität von Neugier und der genetischen Variabilität, aber auch die Vernetzung zur Bildung und zur Umwelt, sowie dem Alter werden beleuchtet. Auch die Sicherheit und Angst sowie aus pädagogischer Sicht, dem wichtigsten Faktor dem Lernen werden der Neugier gegenübergestellt. Wobei feststellbar ist, dass bei vielen wissenschaftlichen Nachweisen der Zugang zur Neugier gänzlich fehlt. Um den Zusammenhang der doch noch weitgehend unerforschten Materie der Neugier manifester zu gestalten, wird die Herleitung über die biopsychologischen Grundlagen und deren Korrelate zur Entwicklung vollzogen. Die Autorin stellt im Zuge der Arbeit fest, dass die Neugier einerseits als mehr oder weniger stark genetisch bestimmte und durch Sozialisierung entwickelte Persönlichkeitsvariable des Menschen gilt[5], jedoch kann jeder Mensch auf für ihn interessante Reize oder Stimuli neugierig reagieren.[6] Letztendlich wird das Konstrukt der Neugier auf den Prozess des Lernens übertragen und vier für die Autorin als maßgebliche Aspekte der Neugierdeförderung im Unterricht beleuchtet. Die Lehrer/innenpersönlichkeit an sich, die Strukturierung des Unterrichts, die Methodenvielfalt sowie die Differenzierung der Schüler/innenpersönlichkeiten.[7] Aus den gewonnen Erkenntnissen werden wissenschaftliche Schlussfolgerungen gezogen. Dass das Lernen und die Neugier in positiver Korrelation stehen, ist als Faktum anzusehen, denn Neugier als Begleitfaktor beim Lernen schafft bessere Ergebnisse im Zusammenhang mit der Stoffaufnahme, dem Behaltewert, der Lernqualität und der Motivation.[8]
[1] vgl. Reitinger, 2013, S. 190f [2] vgl. Seibert, 2000, S. 11 [3] vgl. Arnold, 1969, S. 352 [4] vgl. Saum-Aldehoff, 2012, S. 130 [5] vgl. Saum-Aldehoff, 2012, S. 130 [6] vgl. Reitinger, 2013, S. 20ff, auch in Kashdan, 2010, S. 50ff [7] vgl. Meyer, 2011, S. 9 [8] vgl. Seel, 2003, S. 85, auch in Spitzer, 2012, S. 11
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Methode | Es wurden über 300 Literaturen, Studien bzw. Metastudien und Forschungsergebnisse verwertet. Diese Erkenntnisse wurden in 1200 Fußnoten verdichtet. Aus diesen evidenzbasierten Grundlagen entstand ein Modell zur Neugierdeförderung. Bearbeitete Literatur (Auswahl):
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Ergebnisse | Die Neugier zeichnet sich als schöne, motivierende, von Glücksgefühlen begleitete Emotion aus.[1] Sie gibt dem Menschen Antrieb und hat das Grundziel der kognitiven Bereicherung auf vielerlei Ebenen.[2] Das Faktum der intrinsischen Motivation, die die Neugier begleitet, ist die beste Voraussetzung für ein spannendes, aber auch erfüllteres Leben, das sich aber auch durch einen pragmatischen Vorteil gegenüber nicht neugierigen Menschen, in Form eines Ressourcengewinns durch mehr Information auszeichnet.[3]„Namely, what is the central ingredient to creating a fullfilling life? The answer is curiosity”[4] Todd Kashdan hat mit dieser Aussage den Sinn der Neugier als zentrale Zutat für ein erfülltes Leben vortrefflich formuliert. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Neugier bot einerseits gefühlte Spannung, die die Motivationspsychologie mit sich bringt, andererseits aber die Mühe, mit einem wenig erschlossenen Thema umfangreiche, evidenzbasierte Forschung zu betreiben. Wobei wahrscheinlich jeder Wissenschaftler und jede Wissenschaftlerin, die eigene Thematik als besonders wichtig und zu wenig beachtet ansieht. Der Zugang über das Fünf-Faktoren-Modell legt mit dem Faktor Offenheit für Neues, den Grundstein, die Neugier zum einen als Persönlichkeitsvariable zu positionieren.[5] Als zweite Sichtweise erweisen sich die situativen Determinanten, die jeden Menschen mehr oder weniger neugierig machen.[6] Der Entschluss, ein eigenes Neugierdemodell zu schaffen und dieses als Grundlage der Arbeit zu manifestieren, ergab sich erst im Zuge der Forschungsarbeit. Es entwickelte sich ein evidenzbasiertes Konstrukt, das Genetik bzw. neurobiologische Grundlagen, Persönlichkeit sowie Jugend/Alter als Basis der Neugier festlegt. Durch die im Modell angegebenen Umweltindikatoren wird die Förderung bzw. Hemmung der Neugier maßgeblich beeinflusst. Um schlussendlich von der wissenschaftlichen Theorie zur pädagogischen Praxis überzuleiten, ergibt sich folgende Erkenntnis: Jeder und jede Lernende kann exploratives Verhalten zeigen. Manche mehr, andere weniger. Harmonieren aber die Umweltindikatoren, die Persönlichkeit des Lehrenden sowie die Methodenaffirmation der Schüler und Schülerinnen, so ist guter, effizienter und neugierdefördernder Unterricht für alle Lernenden möglich. Durch das Modell zur Neugierdeförderung hat die Autorin ein Schema geschaffen, welches als Hilfsmittel für Lehrende sowie zur Evaluierung der Lernmotivation von Lernenden dienen soll. Die Anwendung dieses Konstrukts soll in der Ausbildung von Pädagogen und Pädagoginnen seinen fixen Platz finden und damit die einflussgebenden Faktoren und folgend die Förderung von Neugier ermöglichen. Auch eventuelle Hemmfaktoren der Neugier sollen erkannt und bestmöglich abgeschwächt werden. Pädagogen und Pädagoginnen, die über vielfältige Methoden und das Potenzial der gezielten Steigerung der epistemische Neugier verfügen, sind für die schulische Ausbildung ein Gewinn, denn Ziel ist es: Menschen auf das Leben vorzubereiten, jeden Tag Neues über sich selbst und die Umwelt zu erfahren sowie das beiläufige, intrinsisch motivierte Lernen zu fördern. Auch vorhandene Kernkompetenzen, Fähigkeiten sowie Fertigkeiten additiv zu erweitern – das ist das ultimative Ziel der Neugier.[7]
[1] vgl. Kashdan, 2010, S. 2 [2] vgl. Keller, 1981, S. 83 [3] vgl. Csikszentmihalyi, 2007, S. 226f [4] Kasdan, 2010, S. 2, Kasdan ist zurzeit einer der namhaftesten Neugierdeforscher in den USA [5] vgl. Saum-Aldehoff, 2012, S. 130f [6] vgl. Berlyne, 1974, S. 243f auch vgl. Keller, 1977, S. 602f [7] vgl. Kashdan, 2010, S. 7
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Erhebungstechniken und Auswahlverfahren | Methode: Qualitatives Analyseverfahren der geisteswissenschaftlich-phänomenologieschen Hermeneutik. | |
Hauptkategorie(n) | Bildungstheorie (Themenfeld) Lehren und Lernen (Prozesse und Methoden) Verhalten und Persönlichkeit | |
Mit den Themen des Projekts weitersuchen |