Abstrakt |
In den letzten Jahrzehnten weisen einzelne Gemeinden im Bezirk Hollabrunn erhebliche Wanderungsgewinne durch Zuzug aus Wien bzw. aus anderen NÖ-Gemeinden auf - so auch die Gemeinde Grabern. Das Projekt widmet sich der Frage, wie Zugezogene bestmöglich in ihre Zuzugsgemeinde integriert werden können.
Das Projekt "Wie Zuzug gelingt" widmet sich dem Phänomen der Suburbanisierung, wonach sich Großstädte in konzentrischen Kreisen über ihre administrativen Grenzen hinaus in das Stadtumland und zunehmend auch in ländliche Gebiete ausdehnen. Auf Gemeindeebene sind mit Suburbanisierung Vor- und Nachteile verbunden: Einerseits profitieren Zuzugsgemeinden von zusätzlichen Einnahmen über den Finanzausgleich, das Ansteigen der Brutto-Regionalprodukte und von höheren Kaufkraftströmen; andererseits sehen sie sich mit hohen Kosten für zusätzliche Infrastrukturen, der Verbauung von Flächen und mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen konfrontiert. Bereits im Jahr 2004 wurden Motive, Bedürfnisse und Zufriedenheit von ZuzüglerInnen in das Wiener Umland in einer Erhebung des oieb im Auftrag der Planungsgemeinschaft Ost erhoben: Informationen zur Studie aus dem Jahr 2004 Die individuellen Motivlagen für den Zuzug sind vielfältig: ZuzüglerInnen scheinen nach bestimmten Aspekten von Lebensqualität zu suchen, die sie in locker verbauten städtischen Umlandgemeinden in höherem Maß als in den dicht bebauten Kernstädten zu finden hoffen. Im Stadtumland- und in ländlichen Gemeinden sind die Grundstückspreise meist günstiger und der Wunsch nach Wohnen im Eigenheim und nach Nähe zur Natur erfüllbarer. Zudem ermöglicht gestiegener Wohlstand und die damit erhöhte Mobilität ein tägliches Pendeln von der Arbeit zum Wohnort, was auch durch gut ausgebaute Verkehrsanbindungen und durch Ansiedlung von Gewerbe-, Dienstleistungs- und Freizeiteinrichtungen unterstützt wird.
Soziale Aspekte fanden in dieser Debatte bisher weniger Beachtung. Der steigende Zuzug in stadtnahen oder ländlichen Gemeinden bringt – neben gemeindepolitischen Aspekten wie Einnahmen, Infrastruktur und Angeboten – auch die Frage der Integration mit sich: Wie können Zugezogene, die aus einer anderen Gemeinde, einer anderen Stadt oder einem anderen Land zuziehen, bestmöglich in ihre Zuzugsgemeinde integriert werden? Das Projekt widmete sich dieser Frage.
Im Zentrum des Projekts standen folgende Schritte:
- In der Weinviertler Gemeinde Grabern, die seit einigen Jahren Zuzugsgewinne aufweisen kann, wurde pilothaft eine Fragebogenerhebung zum Thema Integration von ZuzüglerInnen durchgeführt. ‚Alteingesessene‘ und neu zugezogene BürgerInnen wurden u.a. nach Zufriedenheit und Nutzung der Angebote in der Gemeinde (Angebote von Vereinen und Gruppen, Angebote in Form von Infrastruktureinrichtungen), nach Motiven für den Zuzug und nach ihren Integrationserfahrungen gefragt.
- Zusätzlich wurde unter Gemeinden in Österreich, die einen Zuzug von mehr als 5% aufweisen, eine Online-Fragebogenerhebung ebenfalls zum Thema Integration von ZuzüglerInnen durchgeführt. Die Gemeinden wurden u.a. danach gefragt, welche Motive sie hinter dem Zuzug vermuten, welche Vor- und Nachteile der Zuzug für die Gemeinde mit sich bringt und wie Integration in der Gemeinde funktioniert.
- Im Rahmen eines Workshops wurde von der Weinviertler Gemeinde Grabern, dem Österreichischen Institut für Erwachsenenbildung (oieb), von den lokalen und regionalen Bildungsträgern und von den Vereinsobleuten aus der Gemeinde ein Prozess zur Förderung der Integration von Zugezogenen in Grabern gestartet.
Ergebnisse des Projekts:
Die Ergebnisse der oben genannten Befragungen fanden Einzug in ein Handbuch mit dem Titel "Wie Zuzug gelingt. Hintergründe, Methoden und Beispiele für die Arbeit in Gemeinden", das rechts zum Download bereit steht und in Printversion im Lebensministerium bei Birgit Weinstabl bestellt werden kann:
birgit.weinstabl@lebensministerium.at
- Im ersten Teil des Handbuchs – „Aspekte der Suburbanisierung und Zuzug in städtischen Umlandgemeinden“ – werden das Phänomen der (Post-)Suburbanisierung und die damit verbundenen Entwicklungen erläutert. Eine Charakteristik der Zugezogenen gibt darüber Aufschluss, wer die Menschen vorwiegend sind, die aus den Kernstädten in städtische Umlandgemeinden und ländlichere Gemeinden zuziehen. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Gemeindesicht und der Frage, wie Gemeinden den steigenden Zuzug bewerten. Die Frage, wie ZuzüglerInnen bestmöglich in ihre neuen Wohngemeinden integriert werden können, bildet das Abschlusskapitel des ersten Handbuchteils.
- Im zweiten Teil des Handbuchs – „Good-Practice-Beispiele für die Integration von Zugezogenen“ – wird eine Vielfalt an Praxisbeispielen aus dem Erwachsenenbildungsbereich, aus dem Regional- und Kommunalentwicklungsbereich und aus dem sozialen Bereich aufgelistet. Die Praxisbeispiele, die nur einen Querschnitt aus der Fülle an Projekten darstellen können, werden dabei nach zwei verschiedenen Kategoriensystemen sortiert: nach den vier Stufen Informieren, Kennenlernen, Gemeinsam gestalten und Miteinander leben und nach verschiedenen Zielgruppen wie (Junge) Familien, Kinder und Jugendliche, SeniorInnen / Generationen, Menschen mit Migrationshintergrund, Frauen / Männer.
Das Handbuch richtet sich in erster Linie an Gemeinden, (örtliche) Bildungsträger, Vereine und soziale Einrichtungen, die sich mit der Frage der Integration Zugezogener in Gemeinden beschäftigen. Es soll sowohl den theoretischen als auch den praktischen Hintergrund dafür liefern, das Phänomen besser zu verstehen und erste Impulse zu erhalten. Vor allem die praktischen Beispiele im zweiten Teil zeigen Gemeinden eine Vielfalt an Möglichkeiten auf, wie das Zusammenleben Alteingesessener und Zugezogener gefördert werden kann. Das Projekt wurde im Auftrag der LEADER-Region Weinviertel-Manhartsberg im Rahmen des LEADER-Programms, das von Bund, Land und Europäischer Union kofinanziert wird, durchgeführt.
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