Beginnjahr 2015 Abschlussjahr 2017

Institutionen

durchführende Institutionen

Personen

ProjektleiterInnen+Ansprechpersonen
Ländercode Österreich Sprachcode Deutsch
Schlagwörter DeutschLernumgebung Verkehr, Lernumgebung Mobilität, partizipative Forschung mit Kindern
Schlagwörter Englischregional mobility, participatory research with kids
Abstrakt

Neben der Entwicklung Bereitstellung entsprechender Infrastruktur und Verkehrsmittel sind es vor allem Fragen der Akzeptanz, der Werthaltungen und Bedürfnisse, die das Mobilitätsverhalten prägen (VCÖ, 2013).  „keep moving“ zielte darauf ab, die Perspektiven der empirischen Regionalforschung mit Ansätzen der partizipativen Jugendforschung zu verknüpfen und so einen mehrperspektivischen Blick auf die Raumnutzung und das Mobilitätsverhalten Heranwachsender zu erhalten. Dabei wurden im Sinne der Akteur-Netzwerktheorie infrastrukturelle und logistische Gegebenheiten mit Sozialstrukturen, Wertgefügen und Bedürfnissen von jungen Menschen in Beziehung gesetzt. Besonderer Stellenwert kam dabei der Berücksichtigung der Heterogenität jugendlicher Lebenswelten zu. Einem intersektionalen Verständnis von Diversität folgend, fanden unterschiedliche Persönlichkeitsfaktoren (Alter, Geschlecht, ethnischer und sozioökonomischer Hintergrund, …) sowie deren Wechselwirkungen Berücksichtigung. In einem partizipativen Forschungsprojekt erhoben Forscher/ionnen der FH JOANNEUM gemeinsam mit KIndern aus dem obersteirischen Mürztal die lokale Mobilitätssituation für Heranwachsende sowie dier Mobilitätsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum. Die Erhebungen zeigten auf, dass regionale Mobilitätsinfrastruktur haufig nur an den Bedürfnissen Erwachsener, insbesondere Berufstätiger, orientiert ist. Für viele junge Menschen entstehen dadurch Hürden, die einschränkend auf das Sozialleben und die Teilhabe an Freizeitaktivitäten wirken und die ihre Einstellung zur Verkehrsmittelwahl prägen. Dabei ist anzumerken, dass unter den Jugendlichen eine große Heterogenität bezüglich der Mobilitätsbedürfnisse aber auch der zur Verfügung stehenden Transportmittel besteht. 

Methode

Unter der Prämisse, dass jugendliche Lebenswelten einen hohen Grad an Heterogenität aufweisen und dass die den individuellen Entscheidungsstrukturen zugrundeliegenden Wert- und Bedürfnisstrukturen häufig einer expliziten Artikulation nicht zugänglich sind, bestehen besondere Herausforderungen an die Entwicklung eines adäquaten methodischen Settings. Das vorliegende Projekt griff bewährte Verfahren aus der partizipativen Jugendforschung auf, adaptierte diese für die Forschungsziele der Regionalforschung und setzte die dadurch gewonnenen Erkenntnisse in Bezug zu klassischen Verfahren der Mobilitäts- und Regionalforschung. Um eine sinnvolle Partizipation von Laien in Forschungsprojekten zu ermöglichen, war es vor den eigentlichen Erhebungstätigkeiten erforderlich, eine umfassende Einführung in das Untersuchungsfeld zu geben. Auch hier stellte sich die Herausforderung, geeignete Methoden zu entwickeln, die auf die Altersgruppe abgestimmt sind und dennoch fachlich korrekte Konzepte vermitteln.

Während des gesamten Projektverlaufs wurden die Kinder mit einer Reihe von Unterrichtsmaterialien und Workshops begleitet, die eine stufenweise Einführung in die Projektthematik und die wesentlichen Aspekte wissenschaftlichen Arbeitens ermöglichten. Dabei wurden zentrale Phasen des Forschungsprozesses jeweils zunächst didaktisch aufbereitet, anschließend erfolgte der konkrete Arbeitsschritt. Die Workshops waren so ausgerichtet, dass die Kinder in den gesamten Prozess von der Präzisierung der Forschungsfragen über den Aufbau des Untersuchungsdesigns, die Sammlung der Daten, die Auswertung und Interpretation der Daten bis hin zur Dissemination und den Diskurs mit Mobilitätsverantwortlichen eingebunden waren. Die didaktische Aufbereitung und Begleitung erfolgte durch das NaturErlebnisPark Science Education Center, das eine langjährige Expertise in der Wissenschaftsbildung für Kinder und Jugendliche aufweist.

Ergebnisse

Die Projektbetreiber gewannen sehr wertvolle Erkenntnisse zur kindlichen Perspektive der regionalen Mobilität. Die im Projekt gewonnenen Daten zeigen eine sehr große Bandbreite von unterschiedlichen Zugängen zur Mobilität und dem jeweils individuellen Mobilitätsverhalten von Kindern auf. Dabei verlaufen die Trennlinien weniger entlang klassischer Kategorien wie Buben/Mädchen, sondern sind vielmehr eine Reihe von Einflussfaktoren (Wohnort, Familiensituation, soziale Eingebundenheit, …) ausschlaggebend dafür, welche Mobilitätsbedürfnisse bestehen und in welcher Form diese erfüllt werden können. Die Wechselwirkung zwischen infrastrukturellen Gegebenheiten und implizite motivationale Faktoren bilden somit ein dynamisches Netzwerk, das sich nur durch mehrperspektivische Betrachtung modellieren lässt.

Für die empirische Regionalforschung besteht daher die Herausforderung, die Diversität jugendlicher Lebenswelten unter intersektionalen Gesichtspunkten zu betrachten und entsprechende Forschungsmethoden zu entwickeln. Wünschenswert sind weiters

●          Die Zusammenschau zwischen technisch-strukturellen und sozialen Komponenten

●          Die Berücksichtigung von Heterogenität abseits klassischer dichotomer Kategorien (Stadt/Land; Burschen, Mädchen..)

●          Der Einsatz von Erhebungsmethoden, die implizite Strukturen und Faktoren einer Analyse zugänglich machen

●          Die konsequente Berücksichtigung der Innensicht Jugendlicher

 ●          Die gezielte Beforschung der Altersgruppe der 12-14-jährigen, die sich in ihrem Mobilitätsverhalten am Übergang zwischen Elternabhängigkeit und autonomer Mobilität befinden.

Erhebungstechniken und Auswahlverfahren

Zum Einsatz kam ein mixed-methods-design, bei dem das Mobilitätsverhalten und die Mobilitätsbedürfnisse der Kinder erfasst und im Kontext der lokalen Mobilitätsgegebenheiten analysiert wurden. 

Folgende Forschungsinstrumente kamen zum Einsatz:

•           Wegediagramme und Mobilitätsbiographien

Mittels graphischer Verfahren wurden die Mobilitätsbiographien der Kinder erhoben und in Wegediagrammen veranschaulicht. (Scheiner 2015)

•           Quantitative Fragebogenerhebung der zur Verfügung stehenden Verkehrsinfrastruktur und deren Nutzung

Ein Fragebogen mit offenen und geschlossenen Fragen erfasste die Nutzungsintensität von unterschiedlichen Verkehrsmitteln  den Modal Split (Generalverkehrsplan 2012). Die Angaben der Kinder wurden in Relation zu den infrastrukturellen und logistischen Gegebenheiten in der Region betrachtet.

Mit Unterstützung durch Studierende und Lehrende der FH JOANNEUM führten die Kinder Ortskartierungen, Lärmmessungen und Geschwindigkeitsmessungen sowie Interviews mit der Bevölkerung durch und werteten die Ergebnisse aus.

•           Fokusgruppengespräche

Aspekte, die sich im Rahmen der Erhebungen als besonders prägnant bzw. polarisierend herausstellen, wurden in Fokusgruppengesprächen tiefer beleuchtet. (Lamnek 2010)

•           Soziometrische Raumnutzungserhebung

 

Mittels  darstellender Verfahren wurden relevante Aktionsräume unterschiedlicher Nutzergruppen aber auch Angsträume oder Gebiete und Wege, die vermieden werden, erfasst. Die Methode erlaubt eine differenzierte Betrachtung heterogener Raumnutzungsbedürfnisse und liefert zusätzliche Hinweise zur Interpretation der im Fragebogen erhobenen Daten.

 

 

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